Der Cupra – eine wildgewordene Familienkutsche

Sie jubeln, die motorsportbegeisterten Papis, die ihren Traum vom Sportwagen niemals realisieren konnten, weil sie drei minderjährige Schreihälse auf die Rückbank und einen Buggy ins Gepäckabteil packen müssen. Jetzt aber können sie ihren Traum verwirklichen: Seat bringt die familientaugliche – und sogar bezahlbare – Kombiversion des Leon Cupra mit einem Triebwerk, das nicht nur Familienvätern mit einem Schuss Benzin im Blut Schauer des Glücks über den Rücken jagt.

Die Spanier wollten es wissen und setzten sich bei der Entwicklung ein ambitioniertes Ziel: Der Cupra musste als erstes frontgetriebenes Serien-Fahrzeug die Nordschleife des Nürburgrings unter acht Minuten umrunden können. Kann er, als Dreitürer. Der Familien-Laster dürfte – da strömungsgünstiger – kaum langsamer sein. Für diese wilde Kurvenhatz durch die „grüne Hölle“ ist ein starkes Herz gefragt– und das hat der mit 1440 Kilo relativ leichte Cupra ST. Der Zweiliter-Vierzylinder leistet wahlweise 265 oder 280 PS und ist bereits in diversen anderen VW-Konzern-Modellen (Golf GTI, Audi TT) ein begehrter Freudenspender. In der starken Version beschleunigt er den Cupra mit DSG (1700 Euro Aufpreis) in nur sechs Sekunden auf 100 und schafft eine Spitze (abgeregelt) von 250 km/h. Die 265-PS-Version ist nur einen Tick langsamer. Das maximale Drehmoment von 350 Nm ab 1750 Touren spricht Bände, sorgt für reichlich Schub schon unten raus.

Auf der Rennstrecke Castelloli bei Barcelona dürfen Auto-Tester an ihre Grenzen gehen und den Cupra um die Ecken prügeln, bis die hervorragend verzögernden und groß dimensionierten Brembo-Bremsen knistern, wie ein überhitzter Weber-Grill nach einer Sommernachts-Party. Die Erfahrungen machen Freude. Dem scharfen Leon-Kombi sind die negativen Eigenschaften eines Fronttrieblers komplett fremd. Nahezu stoisch neutral dreht der Cupra seine Runden, keine Spur von Untersteuern, auch nicht bei Vollgas aus engen Kurven heraus. Grund: Die elektronisch geregelte Differenzialsperre an der Vorderachse reduziert im Gegensatz zu anderen Differenzialen bei Schlupf nicht die Motorleistung und bremst auch nicht wie üblich das kurveninnere Vorderrad ab. Der Cupra macht’s anders: Bei ihm wird mehr Power auf das kurvenäußere Rad geschickt, das den Sport-Kombi dann quasi durch und aus der Kurve zieht. Die Progressiv-Lenkung ist dabei ein Vorbild der Präzision.

Wichtig: der Cupra kann auch gleiten. Neben dem Sport- und Cupra-Modus gibt’s auch einen Comfort-Modus. Und hier mimt der Kombi, der nach wie vor 1470 Liter in den Kofferraum packen kann, den Braven, ist auf der Autobahn voll langstreckentauglich, durchaus komfortabel. Hier kommt der Verbrauch auch den Angaben von Seat (6,7 Liter) etwas näher. Denn wer richtig Gas gibt, ist eigentlich immer zweistellig.

Seat-Technik-Vorstand Dr. Matthias Rabe hält mit seiner Begeisterung für den Cupra nicht hinterm Berg. „Endlich mal ein Fronttriebler, der auf der Rennstrecke Spaß macht.“ Auch die Optik stimmt ihn froh. „Mit großen Lufteinlässen, 19-Zöllern mit knall-orangen Felgen hinter denen die roten Brembo-Bremssättel hervorlugen, dicken ovalen Auspuff-Endrohren und einem Diffusor ist der ST ein typischer Cupra – ohne prollig zu wirken.“ Und was kostet der Spaß: Der Blick auf die Preisliste erschreckt Gott sei Dank nicht: Die günstigste Variante liegt bei 32 560 Euro, für den 280 PS starken Renner sind 33 860 Euro fällig. Das Gänsehaut-Feeling wird gratis mitgeliefert. (autour/khf)

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