Es war ein bisschen still geworden um den VW Scirocco, jenen sportlichen 2+2-Sitzer, dessen beide ersten Generationen ab 1974 bei Karmann in Osnabrück gebaut wurden. 1992 war Schluss – bis 2006 der damalige VW-Markenvorstand Wolfgang Bernhard die Studie IROC aus dem Hut zauberte. Es war nicht schwer zu erraten, was sich hinter IROC verbarg: der neue ScIROCco, für dessen Name ein heißer Wüstenwind Pate steht. Seit 2008 läuft der VW Scirocco in dritter Generation im portugiesischen Palmela vom Band – stockend nur noch: 2013 wurden nicht mal 3500 Exemplare produziert. Zeit für ein Facelift also.
Der neue Scirocco fährt jetzt mit „geschärftem“ Design. Konkret heißt dies: Linien sind präziser gezeichnet, die Pummeligkeit ist passé. Stark betont wird die Breite des Coupés. Auch scheint sich der Scirocco heute tiefer denn je auf die Straße zu ducken. Die neue Frontmaske mit Wabengrill erinnert an den Golf GTI, ebenso die Blades in den großen Kühllufteinlässen, die davon künden, welch enormen Luftbedarf vor allem die starken Zweiliter-Direkteinspritzer-Turbos haben. Markant ist der „böse Blick“ der Frontscheinwerfer. Am Heck finden wir eine auffällige Querkante, die das Kult-Coupé auch von hinten breiter, flacher und athletischer wirken lassen. Den bisher vermissten Gepäckraumöffner hat VW letztendlich doch noch gefunden – nun dient das schwenkbare Logo an der Heckklappe als Sesam-öffne-Dich. Der Innenraum mit tollen Sportsitzen ist aufgepeppt. Hübsch anzusehen, aber schlecht abzulesen sind drei Zusatzinstrumente (Ladedruckanzeige, Motoröltemperatur, Stoppuhr) auf der Mittelkonsole. Das sei verziehen, denn es ist eine Hommage an den Ur-Scirocco. Neu sind ein Park-Lenk-Assistent und ein radargestützter Tot-Winkel-Warner.
Bis 20 PS stärker und bis 19 Prozent sparsamer sind die vier TSI- und zwei TDI-Motoren: Der 1,4-Liter-Basis-Benziner (23 900 Euro) mit 125 PS gibt sich mit bescheidenen 5,4 Litern zufrieden, der kleine Diesel mit 150 PS (28 225 Euro) sogar mit nur 4,2 Litern. Der stärkere Diesel leistet 184 PS (Verbrauch 4,4 Liter, 29 750 Euro). Weiter im Angebot sind ein neuer Benziner mit 180 PS (Verbrauch 6,0 Liter, 26 225 Euro) und einer mit 220 PS (6,0 Liter, 28 525 Euro), dessen Drehmoment um gewaltige 70 Nm auf 350 Nm gewachsen ist.
Das Tüpfelchen auf dem „i“ ist die knackige „R“-Version (36 175 Euro), die dank horizontaler Streben im Grill nochmal breiter wirkt und mit 280 PS auch das hält, was sie optisch und akustisch verspricht: Der Sprint auf 100 dauert mit DSG nur 5,5 Sekunden, die Spitze beträgt 250 km/h. Der Verbrauch nach Norm liegt bei erträglichen 7,9 Litern. Hoffentlich hält das neue Gesicht den VW Scirocco lange am Leben, denn es wird gemunkelt, dass Wolfsburg auch schon über ein „Begräbnis“ nachgedacht hat. (autour/khf)