C-Klasse – kleine Schwester des großen „S“

Als „Baby-Benz“ war sie einst beliebtester „Dienstwagen“ gut situierter Pensionäre. Heute ist die Mercedes C-Klasse Objekt der Begierde für jedermann – ganz gleich ob Hausfrau oder Banker. Emotional gezeichnet wie selten ein Auto dieses Segments zeigt sie einem 3er BMW oder Audi A4 in Sachen Design ganz frech die Rücklichter und setzt sich nicht nur optisch an die Spitze der Mittelklasse.

Im Innenraum erleben die Passagiere ein, wie Mercedes sagt, „welcome-home“-Gefühl . Hochwertige Materialien wie warme Echtholzfurniere oder hochglänzender Klavierlack sind präzise und sorgfältig verarbeitet, besitzen eine Qualität, wie sie sonst nur in höheren Klassen zu finden ist. Wie aus einem Guss erscheint die Mittelkonsole mit einem Novum bei Mercedes: Ein wie ein Handschmeichler geformtes Touchpad, über das mit dem Finger Befehle fürs Navi oder Telefon gekritzelt werden können. Der Pilot kann darauf wischen, zoomen und ziehen, genauso wie er es von seinem Smartphone oder Tablet gewöhnt ist. Neu ist ein Head-up-Display, das farbig und gestochen scharf Navi-Hinweise, Geschwindigkeit, Tempolimits, etc. in die Frontscheibe einspiegelt.

Aus der Distanz betrachtet ist die C-Klasse dem großen Bruder mit dem „S“ sehr ähnlich – nur eben kleiner. Aber nicht klein. Das Raumgefühl der auf 4,69 Meter Länge und 1,81 Meter Breite gewachsenen, aber um 100 Kilo im Vergleich zum Vorgänger abgespeckten C-Klasse ist vorne wunderbar luftig, hinten geht’s enger zu – aber nicht eng. Lediglich sehr groß gewachsene Menschen geraten in Gefahr, sich das Haupthaar platt zu drücken. Das Kofferraumvolumen mit 480 Litern geht voll in Ordnung.

Zum Motor: Das Testfahrzeug, ein Mercedes C 200, wird von einem direkteinspritzenden Vierzylinder mit Turboaufladung angetrieben. Die Leistung von 184 PS ist gut für einen erstaunlich temperamentvollen Antritt (0 auf 100 in 7,3 Sekunden), das für einen Zweiliter-Benziner hohe maximale Drehmoment von 300 Nm gibt Sicherheit bei Überholvorgängen, ist es doch über das weit gespreizte Drehzahlband zwischen 1200 und 4000 abrufbar. Fast wäre man geneigt zu sagen, dass dieser Ottomotor einen teureren Diesel überflüssig macht. Der Verbrauch jedoch holt uns auf den Boden der Tatsachen zurück. 7,6 Liter Testverbrauch sind zwar nicht schlecht, nach Norm sind allerdings 5,3 Liter versprochen. Dann doch lieber ein 220er Diesel, der nur 4,0 Liter (nach Norm) verbrennt? Freudig nehmen wir die hervorragende Siebengang-Automatik des Hecktrieblers zur Kenntnis. Sie schaltet die Gänge nahezu unmerklich bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h butterweich durch.

Und die Fahreigenschaften? Natürlich spitze, egal ob mit oder ohne Luftfederung. Die neue Vierlenker-Vorderachse lässt die hervorragend geräuschgedämmte C-Klasse geschmeidig und höchst komfortabel abrollen. Und dann bleibt da noch das leidige Thema Preis. Auf den ersten Blick scheinen die 36 414 Euro für den C 200 akzeptabel. Aber wer will schon ein nacktes Auto? Da der „C“ mit allen sinnvollen oder unsinnigen Details und Assistenten wie ein „S“ hochgerüstet werden kann, sind 50 000 Euro nur eine psychologische Grenze. Die nach oben offene Skala der Sonderausstattung ist damit lange nicht ausgereizt.

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